I
Michelangelo
Jugendlicher Sklave
Bergab
...es war, besonders bergab, eine solche Innigkeit zwischen ihm und dem Stein, sie folgten sich einander so eng auf dem Fuß, daß von einem Waten in Stein gesprochen werden muß. Der Stein umschlang ihm die Beine, und seine Beine versanken bis zu den Knien im Stein, und er mußte sie bei jedem Schritt aus dem Stein herausziehen. Hatte er aber das eine Bein glücklich heraus und tat einen Schritt, versank er bereits wieder mit dem anderen Fuß darin.
Er stemmte sich mit seinem Körper gegen die ihm nachschwemmende, um ihn strudelnde Steinwoge, und wenn er, nur um einen Halt zu suchen, bei dem mühsamen, holprigen Marsch, oder um ihn abzuwehren, oder gar ihn zu besänftigen – die wilde Lust, mit der der Stein bergab schäumte – die Hand auf ihn legte, fraß er sie ihm ab bis zum Ellbogen.
Oft verlor er so jede Selbständigkeit und wurde von dem Stein, wie ein Ertrinkender in den Wellen der Brandung ans Ufer, zu Tale getragen, einzig diesen Vorgang mit hochlangenden Bewegungen der Arme begleitend, mehr, um überhaupt ein Zeichen von sich zu geben, als das Gleichgewicht nicht ganz zu verlieren, oder weil ein Steintropfen sein Auge traf.