VIII

Mariana O Milch des Mondes wolkengeschwellt
Ich habe alle Dinge vergessen
Es rollt mein Leib auf dieser Welt
Auf den Wogen der Zeit dahin
Das Leben tötend ohne zu sterben
Und es erzeugend ohne zu leben
Etwas hält mich umfangen
Es ist in mir und ich in ihm
Es ist mein und ich bin sein
Ich bin es und es ist ich
Es will mich entgeisten
Ich bin entworden
Ach daß ich selbst ganz die Liebe zu sein glaubte
Die ich fühlte
 
Salamanca Sie ist gesegnet
Sie wandelt im Geist
Er umgibt sie
Sorgsam waltet er über ihr
Umstrahlt sie und macht sie heiter und unverzagt
Linderung gießt er in sie
Bald kehrt sie heim
Heiligkeit ist ihr beschieden
 
Peralta Die Wucht der Entscheidung zwingt sie zu Boden
Angst heißt der Sühne verborgener Keim
Jener Zustand ist die Frucht der Besessenheit
An ihr vollzieht sich gerechte Fügung
Sie hat Gott so klar geschaut
Daß sie allen Glauben verlor
 
Brodett Trostlos zu begehren das Schöne
Wahrhaft nichtwissend
Ohne vergehende Gegenwart ermüdet die Zeit
Der träge Fluß der Finsternis
Und noch ihr Schlaf ist unbedingtes Nein
O Tod wie tief ist dein Bett
Schon sind ihr jenseits wir alle
 
Sotomayor Etwas ist zwischen uns und ihr
Sie ruft die Liebe ihr Dasein zu geben
Die Einsamkeit verschließt ihr den Mund
Ihr steht bevor was ihre Tränen bedeuten
Ungemein empfinde ich ihre Entfernung
 
Chor Sie erwartet den Übergang
Aufgehoben zu sein in der Bejahung
In strenger Ausschließlichkeit
Umkreist ihr Wünschen den Punkt der Sättigung
Aus reinem Stoff ist ihre Leidenschaft
Des Gefühles Einseitigkeit das Maß der Verfeinerung
Was sie wird können wir nicht sein
Wir müssen los
 


Thomas Körner: M.P. oder Die Sucht der Liebe © Acta litterarum 2011